2014 - Heimat
Frühere Produktionen

Plakat Heimat
Theaterverein Kulisse zeigt „Heimat. Ein Spaziergang“

 
Was ist Heimat? Vielfältige Antworten auf diese schlichte und zugleich komplizierte Frage sollte die Eigenproduktion des Rotenburger Theatervereins Kulisse geben, die am Samstag, 28. Juni, Premiere hatte und insgesamt fünf Mal mit großem Erfolg gezeigt wurde. Unter dem Titel „Heimat. Ein Spaziergang“ wurde das Thema aus der Sicht von Einheimischen und Zugewanderten beleuchtet, von russischen Aussiedlern über die Gebrüder Grimm, Marlene Dietrich oder einem Flaschensammler bis zu Wilhelm Voigt, dem Schuster aus „Der Hauptmann von Köpenick“.

Die Kulisse hat für ihr Stück Szenen kombiniert, die an sechs unterschiedlichen Spielorten in Rotenburg gespielt wurden. Vom Rathaus über die Mikwe bis zur Jakobikirche wurden sie durch einen Spaziergang des Publikums miteinander verbunden. Dazu wurde das Publikum in kleinen Gruppen von „Reisebegleitern“ von Spielort zu Spielort geleitet. Gemeinsamer Beginn und gemeinsames Ende war für alle Gäste der Sitzungssaal im Neuen Rathaus.
 
Den besonderen Reiz dieser Produktion machten zwei Aspekte aus, zum einen die intime Nähe zwischen Schauspielern und Publikum und zum anderen die Erfahrung, Rotenburger Alltagsorte zur Bühne kurzer Schauspielszenen zu machen. Eine Idee, die beim Publikum auf großes Interesse stieß, zumal auch Orte zu entdecken waren, die vielen nicht so bekannt sind, z.B. die Bibliothek im Schloss. 
 
Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine schrieb über die Produktion: "Heimat - das kann so vieles bedeuten. Für den einen ist es dort, wo er mit seiner Familie lebt, für den anderen dort, wo er seine Jugend verbracht hat und geschichtlich verwurzelt ist. Der Dritte verbindet Heimat schlicht mit ahler Wurst. Um Heimat dreht sich auch alles in der neuesten Produktion des Rotenburger Theatervereins Kulisse, die am Samstag Premiere hatte und das Publikum sehr berührte.
 

Wenn Zuschauer und Schauspieler am Ende des Theaterabends gemeinsam „Kein schöner Land“ singen, geschieht das voller Inbrunst, wirkt aber dennoch wie eine ironische Brechung. Denn hinter allen liegen Szenen, die sich mit deutscher Geschichte und Gegenwart befassen, mit Mentalität und Glaubensfragen und mit Menschen, die die Sehnsucht nach Heimat eint - an ihrem Herkunftsort oder an neuer Stelle.

Da sind die drei Mädchen aus Migrantenfamilien (Louisa und Lilly Klöpfel und Kira Sandrock), die verzweifelt versuchen, in dieser neuen Heimat anzukommen und deren Familien (Mutter: Mirka Bingemann) sich ebenso verzweifelt zurücksehnen in die alte Heimat. Und da ist der Penner (Andreas Wolf), der einen intensiv teilhaben lässt am Leben im Schatten der Wohlstandsgesellschaft.

Das Publikum, in kleinen Gruppen von „Reisebegleitern“ zu den Spielstätten geleitet, trifft auf die Brüder Grimm (Irina Schade und Sarah Ullmann), die sich selbst genügen, aber heftig und mit spitzer Zunge darüber streiten, dass einer heiraten müsse - zwecks mehr Bequemlichkeit für beide. Die Zuschauer verfolgen die Diskussion zwischen dem Schuster Wilhelm Voigt (Jörg Stenpin) und dem Oberkommissar (Christian Grunwald), die den Widerspruch zwischen Menschlichkeit und Menschenverstand sowie Bürokratie und Obrigkeitsstaat aufzeigt.

Schließlich trifft man auf Marlene Dietrich (Heike Ronsdorf-Holstein) - die große Schauspielerin, die im Exil lebte, dafür gehasst wurde, ihre Heimat gleichzeitig liebte und verachtete. Sie erzählt einem Reporter (Jörg Schrumpf) von dieser Zeit.

Im Jenseits streiten sie über den vermeintlich richtigen Glauben, über ein Leben nach dem Tod, sind verzweifelt und gebrochen: der Atheist (Jürgen Völlkopf), der Muslim (Torsten Schmuck), der Christ (Nils Kastenhuber) und das Mädchen (Layla Schmuck), das einfach nur zurück ins Leben will."

 

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